Zügiger Endspurt eines Bilderbuchjahrgangs
Freiburg/Müllheim, den 9. September 2025: Am heutigen Dienstag eröffnete der Badische Weinbauverband offiziell die Hauptweinlese das Jahrgangs 2025 im Weingut Engler in Müllheim (Markgräflerland) für das Anbaugebiet Baden.
Traditionell nahm auch der baden-württembergische Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) an der Eröffnung teil. Die Lese war zu diesem Zeitpunkt schon in vollem Gange, zumindest in den südlichen Regionen Badens. Hier werden schon seit Ende August Trauben für Sektgrundwein und frühreife Sorten wie Müller-Thurgau gelesen. Mit dem Lesegut können die Winzer in diesem Jahr mehr als zufrieden sein, denn noch unmittelbar vor Lesebeginn sahen die Trauben an den Stöcken aus wie gemalt. Kaum eine Beere war faul, nur vereinzelt zeigte sich etwas Sonnenbrand.
Die Winzer könnten also entspannt sein, dennoch haben sie sich für eine zügige Lese gewappnet, denn die teilweise kräftigen Niederschläge seit Monatsbeginn lassen ein Aufplatzen der Beeren und damit einsetzende Fäulnis befürchten. Das möchten wir natürlich unbedingt verhindern, um die tolle Qualität, die draußen an den Rebstöcken hängt, auch in die Keller und auf die Flasche zu bringen, so Weinbaupräsident Rainer Zeller. Ich kann mich an kaum einen Jahrgang erinnern, an dem die Trauben vor der Lese so topgesund waren, freut sich der Weinbaupräsident.
Während im Markgräflerland, am Kaiserstuhl und im Breisgau schon emsige Betriebsamkeit in den Weinbergen herrscht, sind die nördlichen Regionen Badens noch weitgehend entspannt. Vizepräsident Marcus Müller von der Badischen Bergstraße berichtete im Vorfeld der Veranstaltung von topgesundem Lesegut und Rieslingtrauben, die erst in der zweiten Septemberhälfte gelesen werden. Ähnlich äußert sich auch sein Kollege Stephan Danner kurz vor Lesestart in Durbach. Dort wird erst diese Woche und damit rund eine Woche später als im Süden mit der Lese des Müller-Thurgaus begonnen. Im nördlichsten Bereich Badens, in Tauberfranken, startet die Hauptlese hingegen erst am 15. September.
Insgesamt kann man für Baden von einem vergleichsweise frühen Herbst sprechen. Eine alte Faustformel besagt, dass 100 Tage nach der Blüte die Lese erfolgt. Blütebeginn war in diesem Jahr allerdings um den 30. Mai, sodass die 100 Tage-Marke um rund eine Woche unterschritten wurde. Der physiologischen Reife der Trauben hat diese kurze Vegetationsphase indes keinen Abbruch getan, denn wenngleich die Mostgewichte 2025 eher moderat ausfallen werden, zeigen sich die Aromaentwicklung und Nährstoffversorgung der Beeren ideal. Dazu haben insbesondere die Niederschläge im August und September beigetragen, nachdem das Jahr lange als sehr trocken galt.
Trinkfreude garantiert
Aus Verbrauchersicht prognostiziert, Verbandsgeschäftsführer Holger Klein, einen nahezu idealen Jahrgang mit aromatischen, frischen Weißweinen (rund 65 Prozent aller badischen Weine sind Weißweine), die durch Eleganz und Leichtigkeit überzeugen werden. Die Säurewerte werden ebenfalls moderat ausfallen, sodass man sich im Jahrgang 2025 auf Weine freuen darf, die viel Trinkfreude bringen werden.
Den Ertrag schätzt der Verband zu diesem frühen Zeitpunkt der Lese eher etwas unterhalb des langjährigen Mittels jedoch etwas über dem Vorjahresniveau. Obgleich es 2025 keinen Frost, keine Pilzkrankheiten und wenig Hagelereignisse gab, hätten eine leichte Verrieselung in der Blüte und der trockene Sommer dafür gesorgt, dass die Erträge unterm Strich eher moderat ausfallen, daran haben auch die Regenfälle der letzten Tage nur noch wenig geändert, so Klein.
Wermutstropfen Weinabsatz - Kommunikation muss intensiviert werden
Die Freude der badischen Winzer über den Bilderbuchjahrgang bleibt leider nicht ganz ungetrübt, denn auch sie bleiben von der schwierigen Situation am Absatzmarkt nicht verschont. Selbst zwei mengenmäßig kleinere Jahrgänge in Folge werden wegen des globalen Überangebotes keine große Entspannung am Markt bringen. Deshalb bekräftigte Präsident Zeller seine Forderung aus dem Vorjahr nach einer tragfähigen Lösung für die Bewerbung und Vermarktung baden-württembergischer Weine. Die Ankündigung Hauks, die Landesregierung werde sich zeitnah mit den beiden Weinbauverbänden in Baden und Württemberg zusammensetzen, um eine verpflichtenede Abgabe für die Herkunftskommunikation zu entwickeln, nahm der Verbandspräsident gerne auf, denn seit Jahren bemüht sich der Badische Weinbauverband um eine tragfähige Lösung dieser Frage.
Zugleich erkannte er die Bemühungen von Minister Hauk an, der bereits zu Jahresbeginn ein 10-Punkte-Programm zur Krisenbewältigung angekündigt hatte. Dieses Programm muss allerdings unbedingt um wirksame Maßnahmen zur Anpassung des Produktionspotenzials ergänzt werden, so Zeller. Der Verbandspräsident verwies insbesondere auf die Rotationsbrache, die trotz massiver Bemühungen von Hauk bisher mehrheitlich keine Zustimmung im Bund fand. Hier müssten die weinbautreibenden Bundesländer gemeinsam mit dem Bundesminister für ein Einlenken der nicht weinbautreibenden Länder werben, um eine zielführende Gestaltung der notwendigen Flächenreduktion zu ermöglichen.
Vorsichtig optimistisch blickte Zeller nach Berlin, wo vor wenigen Tagen der Wein-Krisen-Gipfel mit Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer stattfand. Es bleibt zu hoffen, dass die schwierige Situation der Branche nicht nur erkannt wurde, sondern dass auch schnelle Lösungen folgen, so Zeller. Die Bedingungen am Weltmarkt werden wir so schnell nicht drehen, aber für den Marktanteil einheimischer Weine in Deutschland und insbesondere für das Ermöglichen von zukunftsorientiertem unternehmerischem Handeln im Weinbau kann Berlin sicher noch einiges tun, sagte Zeller mit einem Verweis auf eine Vielzahl bürokratischer Hürden und Vorschriften.
Baden freut sich auf den Jahrgang 2025
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